8. Kapitel: Der arrogante Sportler

Es war also an der Zeit wieder in mein Postfach zu schauen. Siehe da: Ich hatte eine neue Nachricht. Die Nachricht war zwar kurz: „Hi, wie geht’s dir? Wie war dein Wochenende?“, aber irgendwie muss man ja den Anfang machen. Er hatte mir sogar gleich seine Bilder freigegeben und die waren auch sympathisch. Also: Antworten. Wir schrieben ein wenig hin und her und kamen ganz gut ins Gespräch. Er war sehr sportlich, machte Karate und gab sogar Kindern darin Unterricht. Das fand ich sehr beeindruckend und das gefiel mir durchaus. Da ich auch gerne Sport mache und es toll finde, wenn man in seiner Freizeit auch noch andere unterrichtet, war das alles schon mal sehr positiv.

 

Relativ schnell stellte er jedoch klar, dass er nicht der Mann der großen Worte sei und es bevorzugt sich schnell zu treffen, um mehr Klarheit zu haben. Okay, das war nicht verkehrt. Ich hatte es ja nun auch erlebt wie es sein kann, wenn man länger schreibt, glaubt dass es gut passen könnte und beim Treffen dann feststellt, dass es einfach nicht funkt. Daher auch mein nächster Dating-Tipp:

 

15. Dating-Tipp: Zögert ein Treffen nicht zu lange heraus!

 

Am Anfang ist es vielleicht gar nicht so einfach, sich darauf einzulassen. Ich habe mich anfangs auch etwas schwer getan, weil ich dachte: „Ich will lieber noch ein wenig schreiben, um mehr über dich zu erfahren.“ Klar, sollte man schauen, dass man gut miteinander schreiben kann und wenn sich herausstellt, dass es schon beim Schreiben nicht so gut harmoniert, muss man es ja gar nicht erst zu einem Treffen kommen lassen. Wenn ihr allerdings feststellt, dass ihr ganz gut miteinander schreiben könnt, ähnliche Interessen habt und euch scheinbar beide sympathisch findet, spricht überhaupt nichts dagegen sich relativ schnell zu treffen. Warum? Wenn man zu lange schreibt, bauen sich eventuell Erwartungen auf und ein Bild vom Gegenüber, dass sich vielleicht anders darstellt, wenn ihr euch gegenüber steht. Und noch etwas was zu meinen 9. Tipp passt: „Ein reales Treffen entscheidet alles! Nur bei einem Treffen merkt ihr, ob es funkt oder auch nicht.

 

Wir machten also ein Treffen ab. Es war gar nicht so einfach bei unseren ganzen Sport-Terminen, aber wir wurden dann doch fündig. Wir verabredeten uns zum Kaffeetrinken. Ich schlug ein Café vor und schon war es abgemacht. Ich war als erstes am Café und stellte gleich fest, dass es geschlossen hatte. „Mist! Naja, wir werden schon etwas anderes finden“, dachte ich mir. Kurz nachdem ich das gedacht hatte, kam er sportlich auf seinem Fahrrad angeradelt. Ihr könnt euch denken, dass ich ein wenig grinsen musste und mir gleich Schön-Wetter-Alex wieder einfiel. Nein! Ich sollte ihm ganz neutral eine Chance geben. Sportlich sprang er von seinem Rad und landete neben mir. Er trug eine Sonnenbrille, nicht gerade modern, aber egal. Mehr störte es mich, dass er sie gar nicht abnahm. Ich schaue den Menschen gerne in die Augen, da ich finde, dass man darin einfach erkennen kann, ob man sich sympathisch ist und es vielleicht sogar funkt. Ich sagte ihm, dass das Café leider geschlossen sei, aber wir fanden schnell eine Alternative in derselben Straße.

 

Wir setzen uns also bei bestem Sonnenschein hin und bestellten uns jeder Kaffee. Er behielt die ganze Zeit seine Sonnenbrille auf, was mich etwas irritierte. Ich hatte immer noch nicht seine Augen gesehen und ich wusste gar nicht richtig wo ich hinschauen sollte. Naja, wir fingen an uns zu unterhalten und ich war auch entspannt, aber irgendwie wirkte er etwas zu cool auf mich, was nicht nur an der Sonnenbrille lag. Nach einiger Zeit legte er die Sonnenbrille tatsächlich ab und wir konnten uns nun endlich mal richtig in die Augen schauen. Hmm, irgendwie strahlte er immer noch viel Kühle aus. Gut, ich kenne das selbst. Nicht jeder ist sofort total extrovertiert und auch ich bin anfangs eher zurückhaltend, aber es war etwas anderes. Irgendwie strahlte er nicht so die Wärme und Herzlichkeit aus. Wir konnten uns jedoch gut unterhalten und beschlossen auch noch etwas spazieren zu gehen. Ich verschwand noch kurz zur Toilette und als ich wieder kam sagte er, dass er bereits gezahlt hatte. Ich fragte ihn, was er von mir bekäme, aber er sagte ich wäre eingeladen. „Das ist ja nett“, dachte ich mir. Das ist immer eine sehr nette Geste des Mannes, aber nicht zwingend notwendig wie ich finde. Das führt mich auch zu meinen nächsten Dating-Tipp.

 

16. Dating-Tipp: Nehmt es nicht als selbstverständlich, dass der Mann die Rechnung übernimmt.

 

Auch wenn ich sonst eher der altmodische Typ bin und es durchaus toll finde, wenn der Mann bereitwillig die Rechnung beim ersten Date übernimmt, finde ich, sollte man dies nicht als selbstverständlich voraussetzen. Ich schätze mehr die anderen kleinen Gesten, wie zum Beispiel, wenn der Mann mir die Tür aufhält. Es ist wirklich schön, wenn der Mann die Rechnung beim ersten Date übernimmt und sicherlich, wenn er vorhat auch wiederzusehen, wird es das wohl auch eher tun. Ich finde jedoch, dass man es als Frau nicht voraussetzen sollte. Zeigt zumindest die Bereitschaft euren Anteil selbst zu zahlen, in dem ihr auch euer Portemonnaie zückt. Das zeigt ihm auch, dass ihr auf Augenhöhe mit ihm sein wollt und für ihn wird es ein noch schöneres Gefühl sein, wenn er großzügig sagen kann, dass er die Rechnung übernimmt. Dann fühlt er sich nämlich auch wirklich wie ein Gentleman und wird nicht von euch gezwungen einer zu sein.

 

Wir machten uns also auf dem Weg, um etwas spazieren zu gehen. Er schob sein Fahrrad neben sich her und wir unterhielten uns nebenbei. Es war ganz nett und ich fragte bei vielen Dingen nach, weil ich es einfach interessant fand. So richtig wohl fühlte ich mich allerdings nicht. Als wir dann wieder zurück waren, verabschiedeten wir uns mit einem kurzen „Wir hören.“ Er radelte auf seinem Fahrrad davon und ich ging zu meinem Auto. Ich versuchte direkt für mich dieses Treffen einzuordnen. Irgendwie fehlte da etwas und ich beschloss auch zu warten bis er sich melden würde. Vielleicht wird er sich auch gar nicht melden und das Ganze erledigt sich somit von selbst. Ich sollte eines besseren belehrt werden. Noch am selben Abend meldete er sich bei mir. Er schrieb, dass er das Treffen nett fand, ich aber einfach nicht der Typ Frau wäre wonach er suche. Rums. Da war sie die Abfuhr. Obwohl ich ja genauso empfand, klang das ganz schön hart. Nicht der Typ Frau. Zwangsläufig fragte ich mich: „Was bin ich denn für ein Typ Frau?“ Irgendwie beschäftigte mich der Satz noch eine Weile. Doch dann begann ich darüber nachzudenken. „Was bin ich für ein Typ Frau beziehungsweise, was für ein Typ Frau möchte ich sein?“ Ich reflektierte nochmal unser Treffen und konnte beruhigt für mich feststellen, dass ich mich genauso gegeben hatte, wie ich war. Tja, und wenn das dann einfach nicht passt, dann passt es nicht. Und ehrlich, mein Typ Mann war er ja auch nicht gewesen. Somit konnte ich auch dieses Gedankenkarussell recht schnell ablegen und selbstbewusst sagen: „ Ich bin wie ich bin und entweder demjenigen gefällt das oder eben nicht.“ Ich war mir sicher: Es würde schon jemand kommen, der mich genauso mag wie ich bin und genau danach gesucht hat.

 

 

 

Also Geduld und mal schauen, ob schon neue Nachrichten eingetrudelt sind…

 


 

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