2. Kapitel: Der Typ aus der Disko

 

Ich musste also einen anderen Weg finden, um Mr. Right zu treffen. Von der Dating-App, ja und damit auch gleichzeitig vom Onlinedating, hatte ich erst mal genug. Egal, der Prinz hat seine Schildkröte bestimmt schon gesattelt und ist unterwegs zu mir! Nur Geduld. So kam es, dass ich an einem Wochenende unterwegs war mit Freunden und wir tatsächlich mal den Weg in die Disko fanden. Ja, ich gebe zu, ganz nüchtern kamen wir dort auch nicht mehr an, aber ich für meinen Teil wollte auch einfach nur Tanzen gehen. Somit fand man mich eigentlich die ganze Zeit auf der Tanzfläche. Was ich noch erwähnen sollte: An diesem Abend hatte ich Lust gehabt mich aufzubrezeln. Kurzer Minirock, hohe Schuhe, die Haare hochgesteckt. Ich muss das erwähnen, da ich sonst eher der Jeans- und Sneakers Typ bin und da muss ich ganz viel Lust haben, dass ich mich an einem ganz normalen Wochenende mal so aufbrezel. Gut, zurück zur Disko. Ich hatte jede Menge Spaß beim Tanzen und war in ausgelassener Stimmung und Männer interessierten mich gerade herzlich wenig. Spaß stand heute auf der Tagesordnung. Dann ließ ich meinen Blick schweifen und es traf mich ein strahlend, blaues Augenpaar. Wow! Wo kam das denn her? Warte, so angeheitert war ich dann auch noch nicht! Kurzer Check was der Rest des Augenpaares so kann. Mhh, nicht schlecht. Es gefiel mir durchaus sehr gut was ich sah. Ein schlanker, dunkelhaariger und auch sportlicher Typ, dem diese strahlenden Augen gehörten. Wir tauschten Blicke aus, ich drehte mich weg. Ein bisschen rarmachen muss sein, der muss ja nicht gleich wissen, dass es mich gerade umgehauen hatte. Durchatmen. Ich guck nochmal, ob er vielleicht auch nochmal guckt? Oh Gott! Wieder diese stahlblauen Augen. Shit! Jetzt kam er auf mich zu. Er sagte mir seinen Namen und dass er Student sei. Ich verriet ihm meinen Namen und da rutschte mir aus meinem angeheiterten Mundwerk: „Ich bin älter als ich aussehe, was schätzt du denn?“ Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass er mich charmanter Weise ein paar Jahre jünger schätzte und wir feststellten, dass uns auch nur zwei Jahre trennten. Das war akzeptabel, dachte ich, vor allem bei DIESEN Augen. Er zog mich an sich und wir tanzten zusammen. Auch DAS konnte dieser Typ noch! Ich konnte mein Glück nicht fassen. Dann redeten wir nicht mehr viel. Wozu denn bloß Worte verschwenden?! Dass es zwischen uns knisterte war eindeutig und küssen konnte auch noch ziemlich gut. Ich war hin und weg. Das interessierte meine Freunde irgendwie scheinbar herzlich wenig. Ich bekam eindeutige Zeichen. Es war Zeit nach Hause zu gehen. „Was? Wieso? Ist es schon so spät?“ Die Antwort kam prompt: „Es ist gleich halb 6!“ Na gut, was soll‘s! Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Wie es sich gehörte, fragten mich die stahlblauen Augen nach meiner Handynummer. Na klar, in diesem Fall gab ich die Nummer gerne raus. Es folgten ein paar Abschiedsküsse, genervte Blicke meiner Freunde, die mich nicht interessierten, da ich mit einen Glücksgefühl den Heimweg antrat.

 

Der nächste Morgen: Puh, das war schon ganz schön spät gestern. Erst mal einen Kaffee, der hilft bei mir meist ja auch ganz gut gegen den kleinen Mann im Kopf mit seinem Hämmerchen. Wie es sich gehörte schrieben mir die stahlblauen Augen gleich an diesem Tag. Ich war zwar noch etwas lädiert, aber da kam es, das Glücksgefühl. Ein paar Tage schrieben wir uns einige Nachrichten. Wir hatten ja noch den Punkt mit dem Reden nachzuholen. Ein bisschen holperig war es schon Gesprächsthemen zu finden, wir standen beide an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben. Er Student, ich fest im Job und die Karriere im Blick. Naja, aber diese Augen vergisst man einfach nicht. Nach kurzer Zeit fragte er mich auch nach einem Date. Klar, dass ich dem freudig zustimmte.

 

Es kam der Tag des Dates. Wir wollten uns vor einem Restaurant treffen. Ich fuhr sehr rechtzeitig los, das tue ich immer, auch wenn alle Ratgeber sagen, dass der Mann gerne auf die Frau warten darf. Pünktlichkeit ist mir halt wichtig. Das interessierte den Straßenverkehr an diesem Tag mal so gar nicht und ich stand im Megastau. Super! Ich schickte schnell eine Nachricht, dass ich es nicht pünktlich schaffen würde und bekam eine etwas ironische Antwort, dass es mir mit der Pünktlichkeit wohl nicht so liegen würde. Das traf mich. Das stimmte ja nicht mal. Naja, egal. Ändern konnte ich es ja nicht mehr. Wir trafen uns also vor dem Restaurant und sofort blickte ich wieder in diese stahlblauen Augen. Wow! Wir einigten uns darauf noch spazieren zu gehen bevor wir in das Restaurant gehen wollten. Er wollte auf dem Weg Altpapier wegbringen. Ah ja, das konnte man nicht vorher erledigen? Egal, sei nicht so streng mit ihm, dachte ich mir. Beim Spaziergang unterhielten wir uns über ein paar Dinge und mir viel seine wahnsinnig, tolle, tiefe Stimme auf. Leider erzählte die schöne, tiefe Stimme mit den stahlblauen Augen eher etwas ohne Pepp. Irgendwie wurden die stahlblauen Augen etwas farbloser. Er ist doch Student, wo ist denn hier der Pfeffer im Hintern? Langsam machte sich etwas Ernüchterung bei mir breit. Ich war übrigens nicht so mega aufgebrezelt wie an besagtem Diskoabend. Hatte mich hübsch gemacht, die Haare offen wie eigentlich immer und ganz bewusst Jeans und flache Schuhe angezogen. Wir gingen ins Restaurant, um noch etwas zu essen. Der Hunger machte sich doch etwas breit. Wir setzten uns. Die Gesprächsthemen gingen so langsam aus. Wie spät war es nochmal? Was? Noch so früh? Es kam mir bereits wie Stunden vor. Auf einmal wirkten die stahlblauen Augen eher kühl auf mich und es wurde immer öfter still am Tisch. Kommt bald mal das Essen? Auch ein Alsterwasser bei mir und ein Bier bei ihm sorgten nicht für die gewünschte Lockerheit. Wir wollten zahlen, natürlich getrennt, er ist ja Student. Es war mir schon egal, ich wollte einfach der unangenehmen Stille entfliehen. Vor der Tür verabschiedete ich mich von den nun einfach nur noch blauen Augen. Kein Wort zu einem weiteren Treffen oder sonst etwas. Puh! Geschafft!

 

Was war DAS denn? Auf der Fahrt nach Hause machte sich Enttäuschung breit. Wie konnte sich mein Gefühl an dem Abend so getäuscht haben, da war doch etwas zwischen uns gewesen?! Oder war es nur der klebrige Boden der Tanzfläche, der geknistert hatte? Hatte der Alkohol uns so vernebelt?

 

Wie in scheinbar stillem Einvernehmen machten weder die blauen Augen, noch ich Anstalten eine Nachricht zu schreiben. Immerhin die Nummer von letztem Mal blieb mir erspart. Keine blöden, nervigen Nachrichten wie beim letzten Mal. Dachte ich! Es vergingen eine oder zwei Wochen, so genau weiß ich das nicht mehr. Der Sommerurlaub stand an und ich übernachtete bei einer Freundin, da wir am nächsten Tag gemeinsam in den Urlaub fliegen wollten. Schön in die Sonne nach Mallorca. Die Vorfreude war groß. Da wir am nächsten Morgen früh aufstehen mussten, um mit Bus und Bahn zum Flieger zu kommen, übernachtete ich bei ihr. Muss ein Freitag gewesen sein. Als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte ich eine Nachricht von den blauen Augen. Ich traute meinen Augen nicht! WAS stand da? Nur dieses eine Wort: „Ficken?“ Ich war sprachlos. Und das passiert weiß Gott nicht oft. Meine Freundin fragte: „Was ist denn los? Du guckst als hättest du einen Geist gesehen!“ Ich zeigte ihr die Nachricht. Fassungslosigkeit. Was hatte er sich dabei gedacht? Eine Nachricht Freitagnacht um 2 Uhr irgendwas. Ich beschloss meinem 1. Dating-Tipp zu folgen: Nicht zu antworten ist völlig ok! Nach dem wir es verdaut hatten, lachten meine Freundin und ich darüber. Ein paar Stunden später, wieder eine Nachricht von den blauen Augen. Wieder nur ein Wort: “Sorry“. Ich grinste.

 

3. Dating-Tipp: Nicht zu viel Alkohol beim Kennenlernen!

 

Ja, bei einem Date am Abend spricht überhaupt nichts gegen ein Glas Wein oder ein Bier. Ihr wisst selbst am besten wie viel ihr vertragt, dass es euch nur ein wenig locker, aber nicht betrunken macht. Aufpassen in der Disko, wenn es schon spät ist und man selbst oder der Gegenüber schon einiges getrunken haben könnte. Das vernebelt die Sinne und ihr seht das Ganze in einem ganz anderen Licht. Und plötzlich werden tagsüber aus stahlblauen Augen einfach nur noch blassblaue Augen und Kopfschmerzen.

 

4. Dating-Tipp: Authentisches Aussehen ist wichtig!

 

Egal, ob Mann oder Frau: Macht euch hübsch für ein Date und zieht die Klamotten an, in denen ihr euch wohlfühlt und ihr ihr selbst seid. Zu schick, kann einen falschen Eindruck erwecken, ihr würdet vielleicht immer so herumlaufen. Ich zum Beispiel habe mich an dem Diskoabend wirklich aufgehübscht, aber so laufe ich nun mal im Alltag nicht rum. Ich bin nicht das Püppchen, sondern eher das Mädchen von Nebenan zum Pferdestehlen. Vielleicht hatten die später für mich nur noch blauen Augen auch ihre Prinzessin in der Disko entdeckt, die sich dann bei Tageslicht eher als hübsches Bauernmädchen darstellte. Das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber ich glaub ihr versteht was ich meine. Nur wer auch in einem authentischen Outfit zum Date erscheint, strahlt dies auch aus und das ist absolut wichtig für ein ehrliches Kennenlernen.

 

Sorry, aber das Kennenlernen in der Disko schien mir auch keine Alternative. Und im Supermarkt sind auch sehr selten Prinzen auf Schildkröten mit mir an der Kassenschlange. Das empfundene Glücksgefühl wollte ich trotzdem zurück. Also wie war das noch gleich mit dem Onlinedating?

 

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