10. Kapitel: Der hartnäckige Hesse

Über das Nachdenken über die große Frage „Warum bist du Single?“ habe ich ganz vergessen in mein Postfach zu schauen. Siehe da, da ist ja eine neue Nachricht in meinem Postfach. Ich öffnete die Nachricht und sah, dass ein Mann geschrieben hatte, der ein paar Jahre älter war als ich, das fand ich schon mal ganz gut. Er kam aus Hessen, also schon eine große Entfernung und wie ihr wisst, wollte ich ja nun wirklich keine Fernbeziehung. Ich las mir trotzdem seine Nachricht durch. Er schrieb wirklich sehr nett und wirkte total sympathisch und auch seine Bilder sahen sympathisch aus. Er schrieb mir auch, dass er ein Handicap hat, dass er nicht so lange gehen kann, weil er Probleme mit seinem Bein hat und dann auch mal im Rollstuhl sitzen muss. Klar, war ich im ersten Moment überrascht, aber ich muss sagen, dass mir seine Nachricht und seine Art zu schreiben gefiel. Ihr könnt euch denke, was mein Problem war und das Handicap war es nicht. Wieder diese Entfernung! Das hatte ich schon mal. Nun hatte ich ja dazu gelernt. Nicht antworten, fand ich in diesem Fall wirklich nicht angebracht. Er hatte so nett geschrieben und mir gleich sein Handicap offenbart. So viel Ehrlichkeit sollte auch belohnt werden. Ich antwortete ihm also, weil ich ihn als Person auch wirklich beeindruckend fand. In meiner Nachricht machte ich ihm aber auch klar, dass ich mir eine Fernbeziehung einfach nicht vorstellen kann, auch wenn er mir ansonsten sehr sympathisch war. Ich dachte mir: „Er war ehrlich, also sei du es auch!“. Ich war richtig zufrieden mit mir, da ich nicht einfach nicht antwortete, was sicher der leichtere Weg gewesen wäre. Mein Bauch sagte mir einfach, dass jemand der so schreibt auch eine ehrliche Antwort verdient hat.

 

Es dauerte nicht allzu lange, da hatte ich auch schon eine Antwort von ihm. Er antwortete recht verständnisvoll, dass er mich mit der Fernbeziehung verstehen kann, aber es doch trotzdem nett wäre, wenn wir noch ein wenig miteinander schreiben. Wahrscheinlich ahnt ihr es schon und mir hätte es zu dem Zeitpunkt auch schon klar sein müssen. Erkennt ihr Parallelen zu einer vorherigen Geschichte?! 😉 Was soll ich sagen! Ich dachte mir: „Gut was ist schon dabei? Ich habe ja nichts zu verlieren und ich kann ja ein wenig mit ihm schreiben. Die Fronten sind ja geklärt.“ Eine Weile ging das recht gut. Wir schrieben uns einige Nachrichten hin und her und es machte richtig Spaß mit ihm zu schreiben, weil er schon viele Erfahrungen gemacht hatte und einfach ein wirklich interessanter Mensch war.

 

Es kam wie es kommen musste! Nach einiger Zeit fing er noch einmal davon an, dass es doch so nett mit uns sei und wir uns doch einfach kennenlernen könnten. Ich dachte mir nur: „Das war sooo klar! Warum bin ich schon wieder darauf reingefallen. Er wollte einfach versuchen mich mit seiner Art zu überzeugen. Ey, echt nichts dazu gelernt Elli!“

 

Ich gab ihm nochmal deutlich zu verstehen, dass ich es mir wirklich nicht vorstellen kann. Vor allem: Wie soll das laufen so ein Kennenlernen auf so eine Entfernung. Es dauert ja ewig bis man sich mal richtig kennenlernt. Ich wollte jemanden mit dem ich meinen Alltag teilen kann, den ich auch spontan mal sehen kann. Das geht bei einer Fernbeziehung nicht. Versteht mich nicht falsch. Ich bewundere alle, die es schaffen eine gute Fernbeziehung zu führen. Bei den meisten klappt dies aber meist so gut, weil sie sich vorher schon kannten und sich nicht so kennenlernen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen von der Regel. Ich für meinen Teil wollte das aber einfach nicht, weil ich wusste, dass das nichts für mich ist und nicht das ist was ich suche.

 

19. Dating-Tipp: Bleibt selbstbewusst und stark!

 

So leid es mir tat, ließ ich mich aber in diesem Fall auf keine Diskussionen ein. Ich war ehrlich, hatte es gesagt und wollte mich nicht überreden lassen. Was soll das auch? Was hat der Andere davon, wenn ich selbst nicht davon überzeugt bin? Ich bin der Meinung, dass schon beide Seiten es wollen müssen und ich möchte auch niemanden überreden müssen, mich zu mögen oder mich kennenzulernen. Jeder hat seine Gründe und die sollte man auch akzeptieren. Ich wusste das ich stark sein musste und meine Grenzen aufzeigen musste. Dies ist nicht nur rein aufs Dating bezogen. Jeder Mensch hat gewissen Grenzen und man muss anderen Menschen auch deutlich machen, dass diese Grenzen nicht überschritten werden und ein „Nein“, auch ein „Nein“ bedeutet. Leider wollte er meine Grenze nicht akzeptieren und so blieb mir leider nichts anderes übrig als irgendwann einfach nicht mehr zu antworten.

 

Sehr schade, dass das so ein Ende nehmen musste, aber hätte ich es nicht ahnen können? Rückblickend habe ich aber schon viel besser reagiert als beim ersten Mal. Man lernt ja dazu! Tatsächlich war dies noch nicht das Ende der Geschichte des hartnäckigen Hessen. Monate später schrieb er mir wieder und wieder Nachrichten. Diesmal antwortete ich nicht. Das war sehr hart für mich. Es gefällt mir nicht so hart zu sein, aber ich wusste, dass ich mich schützen musste und meine Grenzen wahren musste. Nur eine Antwort hätte einen Hoffnungsschimmer bei ihm ausgelöst. Ich war mich sicher: Es ist besser so.

 

In diesem Moment dachte ich mir: „Ob das ganze Online-Dating-Ding was bringt?“ Ich ließ das Ganze ein wenig ruhen und war ein paar Wochen nicht sehr aktiv beim Online-Dating. Ich brauchte mal eine Pause.

 

 

 

Nach ein paar Wochen, in denen sich auch sonst weiter nichts tat, riskierte ich doch mal ein Blick in mein Postfach…

 

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