7. Kapitel: Schön-Wetter-Alex

Einige meiner Mädels werden schon bei dem Titel grinsen. Sie lieben diese Geschichte.
Aber ich will von vorne beginnen.
Nachdem ich also das Geschreibsel mit dem Tierarzt beendet hatte, ließ die nächste Nachricht nicht lange auf sich warten. Mir schrieb ein Mann in meinem Alter und sogar aus meiner Stadt. Das war schon mal vielversprechender als vorher. Er schrieb ganz nett, seine Bilder sahen ebenfalls nett aus, also antwortete ich ihm. Wir schrieben etwas hin und her und lernten uns so schon ein wenig kennen. Aber wie schon erwähnt, ersetzt dies alles natürlich kein reales Treffen. Auch hier habe ich meine Prinzipien. Wie der Mann immer zuerst der Frau schreibt, fragt auch der Mann nach einem Date.
13. Dating-Tipp: Der Mann fragt die Frau nach einem Date! Immer!
Ich weiß, die meisten von euch werden jetzt denken: "Oh, Mann! Das ist doch spießig. Wir leben doch in modernen Zeiten? Warum soll nicht auch die Frau fragen können?!"
Es hört sich wirklich spießig an und ich habe eine Zeit lang auch anders gedacht. Ich habe es allerdings ausprobiert, weil etwas ganz Wichtiges dahinter steckt. Der Mann möchte auch gern die Führung übernehmen und der Jäger sein, also sollten wir ihn auch lassen. Der Mann möchte auch das Gefühl haben, die Frau wirklich erobert zu haben. Es ist etwas, was ganz tief in uns steckt und wollen wir Frauen nicht eigentlich auch erobert werden? Wenn wir ganz ehrlich sind, ist es so. Ganz wichtig ist: Wenn der Mann ehrliches Interesse hat und die Frau kennenlernen möchte, wird er sie auch nach einem Date fragen. So einfach ist das und so sollte es auch sein. Also liebe Frauen: Habt etwas Geduld. Er wird schon fragen und denkt dabei daran, dass es auch die Männer Überwindung kostet uns zu fragen, denn sie haben ja auch Angst vor einem Korb von uns.
Nun also weiter zu meiner Geschichte. Nach einiger Zeit fragte er mich also nach einem Date. Er fragte, ob wir uns treffen wollen, er allerdings mal nach dem Wetter schauen müsste, da er mit dem Fahrrad fahren würde. Das machte mich etwas stutzig. Hatte er kein Auto? Ich fragte also geradeheraus nach. Er antwortete mir, dass er ein Auto hätte, dies aber nur ganz selten benutzen wollte. Aha, so wichtig war ihm also unser Treffen, dass es nur bei gutem Wetter stattfinden sollte?! Das führte dazu, dass ich meine Erwartungen runterschraubte und nicht einmal erwartete, dass das Treffen stattfinden würde. Ich fand das ziemlich lächerlich. Es kam also der Tag, an dem unser Date stattfinden sollte und was soll ich sagen? Es war natürlich Regen angesagt. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Na, wie wichtig war es ihm? Es gingen einige Nachrichten zwischen uns hin und her, da er schon damit begann auszuloten, ob wir das Treffen auch verschieben könnten. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust, weil ich auch hier Prinzipien hatte und mich nicht hinhalten lassen wollte. Es konnte ja auch eine billige Ausrede sein, weil er sich lieber mit einer anderen Frau treffen wollte. Wer weiß das schon. Und das hatte ich mir festvorgenommen: Ich wollte keine Option mehr sein, sondern die Nummer 1. Also gab ich ihm recht deutlich zu verstehen, dass ich in nächster Zeit viele Termine hätte und es schwierig werden würde. Das war nicht mal gelogen.
Bis zum letzten Moment studierte er die Wetterkarte und ich war schon ziemlich genervt. Nun war ich aber zu neugierig geworden, was wohl für ein Typ dahinter steckte, dass ich mir einen Spaß daraus machen wollte ihn kennenzulernen. Zu dem Zeitpunkt war für mich schon klar, dass so ein Mann gar nichts für mich war und bestimmt nicht mein ersehnter Prinz sein würde. Ich war einfach neugierig, ob es überhaupt zu einem Treffen kommen würde. Ich war nicht weniger überrascht, als er dann kurz vorher schrieb, dass er sich auf den Weg machen würde. Nun gut, ich machte mich also auch auf den Weg. Wollen wir doch mal schauen, was das für ein Kerlchen ist. Ich wartete am vereinbarten Treffpunkt und bekam noch eine Nachricht von ihm, dass er sich etwas verspäten würde. Er musste nochmal zurückfahren und seine Regenjacke holen, da er schon etwas nass geworden war. Tja, es war alles wohl nicht so einfach. Etwas später kam er dann mit dem Fahrrad an und ich wechselte die Straßenseite, damit er nicht zu mir kommen musste. Er sah nämlich schon etwas hilflos aus, wo er wohl mit dem Fahrrad bleiben sollte. Wir begrüßten uns. Er wirkte etwas schüchtern und unbeholfen, aber ganz nett. Wir beschlossen etwas spazieren zu gehen und ich versicherte ihm, dass er sein Fahrrad ruhig mitnehmen könne. Schien ja ein wichtiger Gegenstand für ihn zu sein! Wir gingen also los und knüpften etwas an unsere bereits geschriebenen Nachrichten an. Dabei kamen allerdings ein paar komische Dinge zu Tage, die meine Meinung nur bestätigten, dass ich hier einen komischen Kauz vor mir hatte. In einer WG zu leben war für ihn schon gescheitert und ich konnte mir schon vorstellen, dass ein Zusammenleben mit ihm wohl nicht ganz so unkompliziert war. Das unterstrich seine Art zu reden nur zusätzlich. Wir einigten uns noch drauf einen Kaffee zu trinken. Ich konnte ja schlecht nach 15 Minuten sagen: „Danke, es war nett, aber ich wusste schon vorher, dass es mit uns nicht passt.“ Die Sonne war sogar rausgekommen, so dass wir draußen Platz nahmen mit Blick aufs Wasser. Wir bestellten beide einen Eisbecher und dann war es da. Jeder kennt es. Das Schweigen, das unangenehm ist, weil man das Gefühl hat, dass es nichts zu sagen gibt, man sich aber eigentlich unterhalten sollte. Das habt ihr bestimmt auch schon erlebt oder? Naja, ich für meinen Teil hatte sowieso keine Lust mich zu bemühen. Für mich war die Sache eh gelaufen und mit dem Hin und Her im Voraus war mir schon alles klar gewesen. Außerdem war er jetzt auch mal dran sich zu bemühen. Er versuchte dann tatsächlich mir ein paar Fragen zu stellen und ich musste mich anstrengen nett zu antworten, obwohl ich schon nicht mehr allzu viel von mir preisgeben wollte. Dann kam unser Eis. Ich musste schon innerlich grinsen, da ein Gespräch nicht mehr möglich war, da er sich voll und ganz auf das Essen seines Eises konzentrierte. Ich tat es ihm gleich, blickte ab und zu auf das Wasser und versuchte für mich den Moment soweit zu genießen, wie es in dieser Situation möglich war. Ich schaute ab und zu ihm herüber und als ich plötzlich sah wie es ihm unkontrolliert aus der Nase lief und er es erst einmal gar nicht zu bemerken schien, war auch jegliche, übriggebliebene Attraktivität endgültig verschwunden. Normalerweise weise ich meine Mitmenschen auf so etwas hin, da ich selbst dankbar bin, wenn man mich darauf hinweist. Diese Situation war allerdings so schon peinlich genug. Ich tat so, als würde es mir nicht auffallen. Als er sein Eis aufgegessen und somit scheinbar auch seine Stimme zurück hatte, sprach er dies auch noch an. Oh Mann, zumindest diesen peinlichen Moment hätte er uns doch ersparen können. Wir beschlossen zu zahlen und machten uns auf den Rückweg. Es musste kommen, wie es kommen musste. Es fing an zu regnen! Und sogar ziemlich heftig! Wir mussten uns also schnell unterstellen. Nun standen wir dicht neben einander unter einen Dachüberstand. Na, super! Wieder musste ich ein wenig innerlich grinsen. Ein bisschen tat er mir nun leid. Er und sein Fahrrad würden wohl doch nass werden. Wie ihr euch denken könnt, fand auch weiter kein großartiges Gespräch zwischen uns statt. Wir hofften beide, der Regen würde bald nachlassen. Er, um trocken nach Hause zu kommen und ich wollte endlich dieser Situation einfach nur noch entschwinden. Nach ein paar Minuten, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, lies der Regen nach. Er sagte, dass laut des Wetterradars jetzt ein trockener Moment käme. Ich versicherte ihm, dass ich mit meinem Schirm auch alleine zu meinem Auto finden würde und er sich gern schnell auf den Heimweg machen könne. Er nahm dankend an und versicherte mir wie nett er es mit mir fand und wir das ja wiederholen könnten. Ich war so verdutzt, dass ich nur ein kurzes: „Ja, es war nett und wir schreiben." herausbrachte. Er fuhr davon und ich dachte nur: „WAS? Hatte er gar nicht mitbekommen wie schrecklich es war?" Im Stillen dachte ich mir und musste schmunzeln: „Ein Treffen ist ja eh nur bei gutem Wetter möglich und bei den aktuellen Voraussagen würde es in nächster Zeit sowieso nicht möglich sein.
Ich war tatsächlich nicht wenig überrascht, als ich zu Hause angekommen eine Nachricht bekam, dass er mich gerne wiedersehen würde und wir uns bei gutem Wetter ja wieder treffen könnten. Ich lachte laut los. War er echt so bescheuert, dass er glaubte ich würde warten bis das Wetter gut wäre? Ich konnte das einfach nicht ernst nehmen. Ich rief eine sehr gute Freundin an, um von dem Date zu berichten. Wir mussten beide unglaublich lachen und in unserem Rumgealbere tauften wir ihn feierlich den Schön-Wetter-Alex. Meine Freundin sagte mir: „Mach dir doch einen Spaß und schau, ob er dich wirklich nach einem zweiten Date fragt." Gesagt, getan. Ich antwortete ihm kurz, dass er sich ja melden könne.
Es vergingen Tage und Wochen ohne eine Nachricht von Schön-Wetter-Alex. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir in dieser Zeit auch kein schönes Wetter hatten. Das Wetter wurde wieder etwas besser und ich hatte Schön-Wetter-Alex längst vergessen, da bekam ich eine Nachricht von ihm. Es wäre jetzt ja wieder schönes Wetter, ob wir uns nicht treffen wollten. Ich konnte nicht anders und fing an zu lachen. Was glaubte er eigentlich? Dass ich nur auf ihn und das schöne Wetter warte? Unglaublich!
Wie schon zuvor erwähnt, ist es völlig okay in bestimmten Situationen einfach nicht mehr zu antworten. Und genau, das tat ich auch. Das konnte ich uns beiden nun wirklich ersparen.
Ich habe es schon vorher erwähnt und daher ist es zum Abschluss der Geschichte auch mein nächster Dating-Tipp:
14. Dating-Tipp: Ihr seid die Nummer 1 und nicht nur eine Option!
Für den richtigen Partner an eurer Seite seid ihr nicht nur irgendeine Option und es ist mal nett euch zu treffen. Nein! Der Richtige will euch unbedingt so schnell wie es geht wiedersehen, ganz egal unter welchen Umständen. Derjenige wird es möglich machen und auch ständigen Kontakt zu euch halten und euch nicht im Ungewissen lassen. Warum? Er weiß was für ein toller Mensch ihr seid und will unter keinen Umständen, dass ihm ein Anderer zuvorkommt. Er gibt alles, um euch zu zeigen, wie toll ihr seid und dass er euch unbedingt wiedersehen möchte. Das ist einer meiner wichtigsten Tipps. Egal, welchen Job oder welche Hobbys der richtige Partner hat, er wir euch an die erste Stelle setzen. Genauso muss es sein.
Ich selbst liebe meinen Sport und bin immer hingegangen, wenn das Training im Kalender stand. Auch heute ist das sehr wichtig für mich und ich brauche es als Ausgleich. Das sollt ihr auch auf keinen Fall gänzlich aufgeben, aber ich sage euch, dass sich die Prioritäten verschieben. Für Zeit mit jemandem der euch wichtig ist, solltet ihr so etwas immer hinten anstellen und das ist in diesem Moment egal, ob für einen guten Freund, eine gute Freundin, die euch brauchen oder einen schönen Abend mit eurer Liebsten oder eurem Liebsten.
In der Liebe sollte man sich gegenseitig so wichtig sein, dass der jeweils andere die Nummer 1 ist.
Habt ihr schon beim Schreiben oder daten nicht das Gefühl, wird es vermutlich nicht der oder die Richtige sein.
Schön-Wetter-Alex blieb also auch nichts weiter als eine amüsante Dating-Geschichte.
Es hieß also weiterhin Geduld und Spucke bei der Suche nach Mr. Right.
Mal schauen was mein Postfach so sagt....

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